Interaktive Sonderausstellung und digitale Graphic Novel im Mendelssohn-Haus: Herbst '89 – auf den Straßen von Leipzig

© Screenshot www.mendelssohn-stiftung.de
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Am 9. Oktober 1989 gingen in Leipzig 70.000 Menschen auf die Straße, um gegen das DDR-Regime zu protestieren. Dem Demonstrationszug stand ein hochgerüsteter Sicherheitsapparat entgegen. Als die Lage zu eskalieren drohte, verfasste der damalige Gewandhauskapellmeister Kurt Masur gemeinsam mit dem Kabarettisten Bernd-Lutz Lange und vier weiteren Leipziger Persönlichkeiten einen Aufruf zur Gewaltlosigkeit. Von Masur verlesen, wurde er bei der Montagsdemonstration am 9. Oktober über den Stadtfunk, das Radio und in den Kirchen öffentlich verbreitet, was wesentlich zu einem friedlichen Verlauf des Tages beigetragen hat.

In der Sonderausstellung „Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig“ (28.9.23-15.4.2024, Eintritt frei) können Besucherinnen und Besucher im Mendelssohn-Haus Leipzig nun den 9. Oktober 1989 interaktiv miterleben. Wie das geht?

Mutige Entscheidungen, Glück – und Zufall

In einer vom Deutschen Historischen Museum (DHM) entwickelten digitalen Graphic Novel können sie sich in die Rollen sieben unterschiedlicher Akteure begeben und folgenschwere Entscheidungen treffen. So beeinflussen sie den Verlauf und das Ende dieses Schicksalstages der deutschen Geschichte - im Guten oder im Schlechten. Sieben historische Figuren stehen zur Auswahl: Zwei dieser Charaktere, nämlich Kurt Masur und Egon Krenz, sind reale Personen der Zeitgeschichte. Die fünf weiteren Figuren sind fiktiv und wurden anhand umfassender wissenschaftlicher Recherchen auf der Basis realer Biografien oder Kollektivbiografien angelegt. Aus der Sicht ihrer „Spielfigur“ durchlaufen die Nutzerinnen und Nutzer den gesamten Tag und müssen in besonderen Momenten Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf den weiteren Tagesverlauf haben. So läuft zum Beispiel die Figur des oppositionellen Kameramanns Gefahr, in die Hände der Stasi zu geraten. Ziel des Spiels ist zu verstehen, wie es zum friedlichen Verlauf des Tages und zur Deeskalation kam: durch - teils sehr mutige - Entscheidungen, aber auch durch Glück und Zufall.

Der 9. Oktober steht wie kein anderes Datum für den friedlichen Verlauf der Revolution von 1989. An jenem wegweisenden Tag der gesamtdeutschen Geschichte bekundeten 70.000 Menschen in Leipzig ihren Unmut über die bestehenden undemokratischen Verhältnisse der DDR. Entgegen vielen Befürchtungen vermied das SED-Regime den gewaltsamen Einsatz der bereitstehenden bewaffneten Ordnungskräfte und beugte sich so den Demonstrierenden auf dem Leipziger Ring.  „Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig“ geht von dem Grundgedanken aus, dass Geschichte offen ist und nicht auf ein, wie auch immer bestimmtes, Ziel zuläuft: Geschichte ist abhängig von Entscheidungen und Handlungen, aber auch von Zufällen und Unterlassungen.

Mehr Infos zur Sonderausstellung: www.mendelssohn-stiftung.de/de/herbst89

Mehr Infos zu Kurt Masur und zum Mendelssohn-Haus Leipzig: www.mendelssohn-stiftung.de/de/kurt-masur

Ausstellungsdauer: 28.9.2023 - 15.4.2024

Ort: Mendelssohn-Haus, Goldschmidtstraße 12, 04103 Leipzig

Öffnungszeiten: täglich 10.00-18.00 Uhr

Eintritt frei

"Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig” wurde entwickelt von der Stiftung Deutsches Historisches Museum in Zusammenarbeit mit den Gameentwicklern Playing History, Berlin, im Rahmen von "dive in. Programm für digitale Interaktionen" der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm Neustart Kultur.

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