Auf dem Weg zum Lichtfest 2020 - Teil 1 und 2

Das Licht in der Stadt: Zu Gast am Seniorenwohnheim Plagwitz und an der Kinderklinik im St. Georg

Impression von der Lichtfest-Vorveranstaltung am Seniorenwohnheim Plagwitz
Impression von der Lichtfest-Vorveranstaltung am Seniorenwohnheim Plagwitz. Foto: LTM/Sabrina Kunze

Da in diesem Jahr kein Lichtfest mit tausenden Teilnehmern möglich ist, haben sich die Verantwortlichen entschieden, das Licht schon im Vorfeld in verschiedene Stadtteile zu bringen. An vier ausgewählten Orten gibt es im September 2020 kleine Vorveranstaltungen, bei denen natürlich auch die Kerzen im Mittelpunkt stehen, ergänzt durch kurze Kunstbeiträge und Gesprächen mit Zeitzeugen. Coronabedingt ist die Teilnahme den Anliegern / Anwohnern vorbehalten.

Die ersten beiden Veranstaltungen haben bereits stattgefunden:  Am 7. Septemberwar das Lichtfest zu Gast beim Seniorenwohnheim Plagwitz, am 14. September bei der Kinderklinik des St. Georg.

Teil 1: Seniorenwohnheim Plagwitz

Viel Vorfreude und auch ein wenig Aufregung herrschte bei den Bewohnern und Mitarbeitern des Seniorenheims Leipzig Plagwitz in der Nonnenstraße, als bekannt wurde, dass das Lichtfest zu Besuch kommt. Am Abend des 7.9. war es dann so weit, der laue Spätsommerabend wie gemacht für eine Veranstaltung unter freiem Himmel.

Von den Balkonen und Terrassen aus verfolgten die Bewohnerinnen und Bewohner das Geschehen, über 1000 Kerzen setzten das Gebäude flussseitig in stimmungsvolles Licht. Der Volkschor Klinga e.V. leitete den Abend musikalisch ein.

Im Außenbereich des Heims, direkt an der Weißen Elster, sprach Rolf Sprink – Zeitzeuge der Friedlichen Revolution. Sprink warf einen persönlichen, berührenden Blick auf die bewegte Zeit des Herbstes 89, zog aber auch nachdenklich machende Brücken in die Gegenwart. Sehr genau erinnert er sich an die spannende, aber auch spannungsgeladene, keineswegs angstfreie Zeit: „Es konnte jederzeit zuschnappen.“

Per Boot kam das renommierte Leipziger Vokalquintett Ensemble Nobiles und verlieh der Veranstaltung einen ganz besonderen musikalischen Akzent: Auf dem Wasser als Bühne boten Paul Heller, Christian Pohlers, Benjamin Mahns-Mardy, Lukas Lomtscher und Lucas Heller u.a. Werke von Bach, Reger und Mendelssohn Bartholdy und begeisterten damit die Zuhörer. Gerne folgten diese der Einladung, in Silchers „Ännchen von Tharau“ einzustimmen. Nach rund einer halben Stunde endete die erste von vier Veranstaltungen auf dem Weg zum diesjährigen Lichtfest.

 

Hier finden Sie zahlreiche Fotos der Veranstaltung!

Das Leipziger Vokalquintett Ensemble Nobiles blickt auf ein mehr als zehnjähriges künstlerisches Schaffen zurück. Das Repertoire reicht von der spätmittelalterlichen Messe bis zur Moderne. Schwerpunkte sind sowohl weltliche Männerchöre der Romantik, insbesondere Werke von Mendelssohn Bartholdy, Schumann und Reger, als auch ein umfangreiches kirchenmusikalisches Werkgut.

Das Programm vom 7. September 2020

  • Johann Sebastian Bach „Wer nur den lieben Gott lässt walten"
  • Christian Pohlers „Die Gedanken sind frei"
  • Felix Mendelssohn Batholdy „Der frohe Wandermann"
  • Max Reger „Das Lieben bringt groß Freud"
  • Friedlich Silcher „Ännchen von Tharau"
  • Georg David Weiss „What a wonderful world"

 

Sandkünstlerin Alla Denisova
Sandkünstlerin Alla Denisova. Foto: PUNCTUM/Stefan Hoyer

Teil 2: Kinderklinik im St. Georg

Mit Sand eine Geschichte erzählen – das kann das Sandtheater Leipzig meisterlich und tat es am 14. September 2020 vor der Kinderklinik des St. Georg. Eine spannende Zeitreise durch die Historie Leipzigs mit einem besonders intensiven Blick auf den Herbst 89 – und einem liebevollen Schlussbild, das den Veranstaltungsort und die Zuschauer – die Kinderklinik und ihre Patienten – zeigte.

Begleitet wurde die Performance live von Theatermusikerin Annegret Enderle, der es hervorragend gelang, die auf der Leinwand gezeigten Bilder der Sandkünstlerin Alla Denisova mit ihrer Violine zu unterstreichen. Sie war es auch, die den Abend eröffnete und mit ihrem Spiel die jungen Patientinnen und Patienten auf die mit vielen Kerzen bestückten Balkone lockte. Originaltoneinspielungen von 89 – unter anderem die „Freiheit, Freiheit-Rufe der Demonstranten“ - vermittelten zusätzlich einen starken Eindruck der damaligen Stimmung auf der Straße.

Bei der zweiten Vorveranstaltung auf dem Weg zum Lichtfest war Zeitzeugin Brigitte Moritz zu Gast. Ein kindgerechter Dialog entspann sich, der dem jungen Publikum einen Eindruck von den Ereignissen des Herbstes 89 und den bewegenden Montag vor 31 bot: „Am 9. Oktober hatten wir Angst, dass die Polizei vielleicht schießt. Es wurden immer mehr Menschen, der ganze Augustusplatz war voll. Einige fingen an zu rufen „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“. Alles sollte friedlich bleiben. Als wir um den Ring herum gelaufen wurden, wussten wir, wir haben es geschafft. Jetzt kann alles anders werden.“

Mit der Antwort auf die Frage, welche Bedeutung die Ereignisse von damals heute haben, richtete sich Brigitte Moritz mit einem eindringlichen Apell direkt an die Kinder und Jugendlichen: „Auch ihr werdet als Erwachsene oder auch heute schon mit manchem nicht zufrieden sein, Dinge falsch finden. Dann sollte man seine Meinung sagen, sich Freunde und Verbündetet suchen und rausgehen, demonstrieren. Damals war das verboten. Aber ihr habt diese Freiheit. Nutzt und verteidigt sie!“

Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung nahm sich Alla Denisova noch Zeit, um den Kindern an einem eigens für sie bereit gestellten Licht-Sandkasten zu zeigen, wie aus Körnern Bildern entstehen können.

 

Hier finden Sie eine Galerie mit Fotos der Veranstaltung.

Das Sandtheater Leipzig zeigt Sandshows, die fesseln, berühren, mitreißen und faszinieren. Die Faszination Sandmalerei kann man exklusiv im Sandtheater Leipzig erleben: Die detailverliebten Bilder und die musikalische Untermalung mit kleinen Soundeffekten vermitteln die Geschichten auf intuitive Weise. Ereignisreiche und emotionale Shows, erzählt in einem faszinierenden Zusammenspiel aus Licht und Schatten, Sandbildern und Musik. Eine Show für alle Fans der Sandartisten und die, die es erst noch werden wollen.

Annegret Enderle, Jahrgang1984, lernte früh Violine und Klavier. Sie studierte Musikpädagogik und Violine. Bereits während des Studiums begann sie am Theater Konstanz als Bühnenmusikerin zu arbeiten und entdeckte ihre Freude an der Schnittstelle von Szene und Musik.  Im Laufe der Zeit verlagerte sie ihren Tätigkeitsschwerpunkt auf die Komposition von Schauspielmusik. Sie tritt in einigen Produktionen außerdem als darstellende Musikerin auf. Seit 2010 entstanden so zahlreiche Musiken für Schauspiel, Puppentheater und Kindertheater. Sie gastierte an vielen Theatern Deutschlands.

 

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